Wagners Parsifal-Gralsglocken

Überirdische, fremdartige Klänge hat sich Richard Wagner als Leitmotiv für den Gralstempel in seinem Bühnenweihfestspiel Parsifal erdacht und ein neues Instrument dafür gefordert. Er nannte es: „Die Gralsglocken“. Das Gralsmotiv im 1. und 3. Akt des Parsifals spielt im tiefsten Bass und soll dem Zuhörer mit einem heiligen Schauer anrühren – gewaltig, glockengleich und (fast) unerreichbar tief: C – G1 – A1 – E1. Die Klaviermanufaktur Steingraeber baute nun eine Kopie des historischen Instruments. Es ist in Bayreuth anspielbereit.

Christian Thielemann zeigte sich bei seinem Besuch im Juli 2015 von den neuen Gralsglocken beeindruckt:

“Die besten Gralsglocken, die ich je gehört habe.”

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Udo Schmidt-Steingraeber demonstriert die historischen Gralsglocken.

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Hartmut Haenchen freute sich darüber, dass Samplings der neuen Gralsglocken (Nachbau aus 2015) bei den Bayreuther Festspielen 2017 erklangen.

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Im März 2016 fand in Bayreuth das jähliche Festival “Zeit für Neue Musik” statt. Erstmals kamen die neuen Gralsglocken von Steingraeber & Söhne zum Einsatz: in Wagners Villa Wahnfried.

1882 lieferte Eduard Steingraeber ein Instrument mit hohem, schmalem Gehäuse in Pianoform an Richard Wagner. Die stark überspannten, 220 Zentimeter langen Saiten wurden von vier 8 Zentimeter breiten Hämmern angeschlagen, die Tasten hatten eine Breite von 7 Zentimetern. Schon im Frühjahr 1879 fragte Richard Wagner Eduard Steingraeber, ob es nicht möglich wäre, die vier Töne des Glockengeläuts im Parsifal auf einem klavierartigen Instrument mittels großer Hämmer und breiter Tasten hervorzubringen. Er notiert dem Klavierbauer C-G-A-E im tiefsten Bass. Im August 1881 erteilte Wagner den Konstruktionsauftrag an Steingraeber.

Die sogenannten Gralsglocken gelten als Musterbeispiel für Wagner’sche Sonderinstrumente. Richard Wagner verlangte vier Glocken bis zu 20 Töne tiefer als die tiefste Glocke im Wiener Stephansdom. Diese wiegt immerhin über 20 Tonnen bei einem Durchmesser von über 3 Metern. Wagner hätte für sein Kontra-E hingegen ein Gewicht von über 260 Tonnen Glockenguss-Eisen und rund 8 Meter Durchmesser benötigt.

Ein weiteres historisches Gralsglocken-Instrument der Klaviermanufaktur Steingraeber & Söhne aus den Jahren 1912-1914 war 2014 im Steingraeber-Haus zu sehen. Im Wagnerjahr 2013 stellte sie das Leipziger Museum für Musikinstrumente aus. Wagners phantasievoller Umgang mit dem Instrumentarium seiner Zeit stand im Mittelpunkt der Sonderausstellung „Goldene Klänge im mystischen Grund: Musikinstrumente für Richard Wagner“. Vom großen Zuspruch der privaten und professionellen Besucher angetrieben, bauten die Steingraeber-Klavierbaumeister 2015 die Gralsglocken aus dem Jahr 1912-1914 nach, s.o.

Im Jahre 1927 baute Burkhard Steingraeber, Sohn von Eduard, für Siegfried Wagner und Karl Muck das sogenannte „Hackbrett“. Es sorgte zusammen mit Tonnenfässern für ein “Doppelspiel”: Das Hackbrett wie auch das ursprüngliche Gralsglockenklavier aus 1882 waren verantwortlich für den Schlagton in der Kontra-Oktave. Für die helleren Obertöne waren verschiedenste Zweitinstrumente im Einsatz wie die Tonnenfässer mit innen hängenden Sägeblättern oder, wie bei der Uraufführung 1882, Tamtams. Wolfgang Wagner kombinierte 1975 bis 1981 das 1882er Ed. Steingraeber Klavier und einen Moog-Synthesizer. Siegfried Wagners „Hackbrett” wurde im Sommer 2013 durch die Klaviermanufaktur Steingraeber & Söhne in Bayreuth restauriert. Es befindet sich in Privatbesitz.

1975 trug sich der berühmte Franz Mazura ins Gästebuch des Hauses Steingraeber ein. Bei den Festspielen sang er sowohl Klingsor als auch Gurnemanz. Sehen Sie hier eine Kopie des Eintrags.